Ärger ist ein Feind der Stille

Weihnachten kann durchaus ärgerlich sein. Das banale Lärmen, die Glühweinorgien mit der denkbar schlechtesten Weinqualität, die Gigatonnen von Zucker, die an Groß und Klein verteilt werden, die weihnachtlichen Zwangsrituale, die Weihnachtslieder in den Kaufhäusern, Rudolf the Rednose Reindeer, die Hetze ... Ach, man könnte sich richtig ärgern. Und in die Falle gehen wie der Fisch an den Haken. Man kann entweder mitmachen, oder man kann das alles ablehnen. Im Grunde bringt mich - aus Sicht meiner inneren Unabhängigkeit - das eine nicht weiter als das andere.  Im einen wie im anderen Fall hänge ich fremdbestimmt an Einschätzungen der Welt. Ganz egal, ob ich denen nun zustimmen mag oder nicht, ich hänge.

Mitschwimmen oder der Ärger über die Hohlheit der Welt verstellen mir meine inneren Zugänge. Ich ärgere mich, also bin ich - nicht. Mein Ärger, meine Ablehnung sind wie Hinkelsteine, die mir vor die Tür rollen und mir den Weg nach innen blockieren. Und weil die Stille hinter dieser Tür liegt, kann ich auch nicht still werden - wie ärgerlich!

Kommentare

  1. Wohl wahr! Das einzige Rezept, das mir da einfällt ist: immer den inneren Satz zu sagen: ES IST WIE ES IST! Und loslassen und dem folgen, was das Herz sagt. Das verhilft zur Stille und zur Klarheit. Hilde

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  2. Ja, sich vom Ärger trennen und ihn als Stück von mir anerkennen und so in seinem Absolutheitsanspruch zu relativieren. Vielleicht könnten wir ja noch einen Schritt weitergehen und sagen: "Es ist." Denn steckt nicht in dem "Es ist, wie es ist" noch ein Reststück Ego, das meint, der Welt (in diesem Fall: dem Ärger in mir) seine Zustimmung geben zu müssen?

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